Der zweite Tag meiner Wanderung ging durch den Wecker von Jingjong, den ich auf der nächsten Hütte wiedertreffen sollte, um 7 Uhr los. Leider hatte Jingjong (ja er heißt wirklich so!) vergessen dass er den Wecker gestellt hatte und erst beim zweiten klingeln gemerkt, dass es doch seiner ist. Ich hab mich nochmal umgedreht und bin dann eine Stunde später erst aus dem Bett gefallen. Bei bewölktem Wetter und mittleren Temperaturen von ca. 18°C ging es nach dem Frühstück gegen 8:30 Uhr los in Richtung Ketetahi Hut, über die Devils Staircase und vorbei am Mt. Ngauruhoe. Nach ca. 1 Stunde kam ich dann auch schon an den ersten Abschnitt wo es innerhalb von ca. 1,5 km 300 Höhenmeter hoch ging. Ich und vor allem meine Knie mögen Treppensteigen ja so was von gar nicht, insbesondere wenn auf dem Rücken noch ein dicker Rucksack hängt. Nun befand ich mich auf/im so genannten South Crater, der auch gleichzeitig den Fuß des Mt. Ngauruhoe darstellt.
Am Vorabend hatte der Schweizer von der Aussicht auf der Spitze des Mt. Ngauruhoe bei schönem Wetter erzählt. Was mich bereits zu der Überlegung gebracht hatte einen Abstecher hinauf zu machen. Ein Hinweisschild wies die grobe Richtung an „Mt. Ngauruhoe Summit – 3h“. Gut die Richtung zum Berg hätte ich auch alleine gefunden, ist ja nicht zu übersehen und 3 Stunden klingt nach machbar, schließlich liegen von hier aus nur noch 3 Stunden zur Hütte vor dir.
Das Hinweisschild war auch das letzte seiner Art, für den Aufstieg muss man schon seinen eigenen Weg finden, es gibt weder einen festen Pfad noch irgendwelche Markierungspfeiler die einem den ungefähren Weg zeigen. Ich machte mich also um 10 Uhr auf den Weg nach oben, von 1600 Höhenmeter sollte es nun hoch gehen auf 2300 Höhenmeter.
Während die ersten ca. 150 Höhenmeter noch gut zu bewältigen waren, da man über festen Boden klettern und gehen konnte fing es danach an, dass Schotter die vorherrschende Bodenbeschaffenheit war, mit der zwischenzeitlich dazu gekommenen Steigung wurde daraus immer mehr ein Ein-Schritt-nach-oben-halber-Schritt-zurück-rutsch-Spiel. Dank des Gepäcks war das alles andere als angenehm. Auf etwa der Hälfte war ich froh über eine feste Felsformation an der ich zum einen mehr oder weniger bequem kurz etwas trinken und verschnaufen konnte zum anderen wenigstens ca. 100 Meter mal hochklettern zu können. Danach ging es leider wieder mit dem Schotter weiter. Als ich dann bei ca. 2200 Meter angekommen bin, habe ich beschlossen dass die Wahrscheinlichkeit eines partiellen Diebstahls meines Gepäcks bei dieser Höhe verschwindend gering ist (bevor Einwände kommen, am Fuße des Mt. Ngauruhoe leider nicht da dort eine regelrechte Tageswanderautobahn aka. Tongariro Alpine Crossing vorbei geht) und habe den Rucksack liegenlassen und bin nur mit der Kamera weiter hoch gegangen. Hier habe ich dann Adrien getroffen, der auch auf die eventuell etwas unkluge Idee gekommen ist alleine den Berg hoch zu klettern. Immerhin nur mit Tagesgepäck da er den TAC gelaufen ist. Den Abstieg wollten wir dann später gemeinsam machen.
Wenigstens hat für die folgenden 20 Minuten das Wetter mitgespielt, eine teils sehr gute Aussicht quer über den Tongariro Nationalpark geliefert und es uns ermöglicht den Krater zu umrunden der mit ca. 100 Meter Durchmesser schon eindrucksvoll ist. Pünktlich nach der Umrundung fing an Nebel aufzuziehen so dass wir uns an den Abstieg machten. Mein abgelegter Rucksack stellte sich als eine glückliche Fügung heraus. Als ich gerade dabei war diesen wieder auf zu schnallen, kam an eben jener Stelle zwei anderen Personen dabei die offenkundig den Berg etwas besser kannten und uns zum Absteigen den Tipp gaben, etwa 50 Meter weiter nach rechts zu gehen, dort sei der Schotter nur noch sehr klein und man könnte leicht runter „surfen“. Während der Aufstieg zwei Stunden benötigt hat, haben wir für den Abstieg nur ca. 20 Minuten gebraucht. Das surfen hat mit dem Rucksack nicht ganz geklappt, eventuell hatte auch nur mein Gleichgewicht keine Lust mehr. Ich bin jedenfalls auf meinem Allerwertesten gelandet und erst mal 3 Meter weiter gerutscht. Moment, das kann man ausbauen. Die Wanderstöcke komplett eingefahren und kurzerhand als Skistöcke missbraucht. Dank der am Po verstärkten Wanderhose ging es nahe zu mit Lichtgeschwindigkeit den Berg hinab. Adrien konnte davon auch ein Video aufnehmen, ich bin gespannt wann er es mir zukommen lässt.
Am Sockel des Berges angekommen merkte ich allerdings langsam die 5 Stunden Wanderung und ich realisierte was noch vor mir lag. Als wäre diese Erkenntnis nicht genug setzte das Wetter mit Hagelkörnern in Bohnengröße noch einen drauf. Es hilft alles nichts, ab dafür. Nach ca. 15 Minuten immerhin etwas Positives, der Hagel hörte wieder auf. Nach 15 Minuten und 5 Sekunden etwas Negatives, es fing an zu schneien und die Temperatur war merklich gefallen, meine Hände waren blau. Also Mütze auf und Handschuhe an. Damit ist dann auch Ricis Frage, die sie mir beim packen meiner Sachen stellte, warum ich bitte Winterhandschuhe einpacke, beantwortet. Das schneien hatte nach ca. einer halben Stunde dann aber auch wieder aufgehört, dafür gab es jetzt Regen. Ich hatte zwischenzeitlich die Emerald Lakes erreicht. Von hieraus waren es dann nur noch eine Stunde zur Hütte.
Glücklich, müde, und dreckig fand ich mich bei Regen an der Hütte ein.
Nach kurzer Waschzeremonie, die tat wirklich Not (einen Fluss gab es heute leider nicht), habe ich mir dann erst mal eine koreanische Instant Nudelsuppe Format Spicy (Guter Shit!) zugeführt. Jingjong (er war wieder da) kam nicht drum herum, dies der halben Hütte mitzuteilen und rief als er die Verpackung in meiner Hand sah quer durch die Hütte „Tim! You eat korean food! It’s korean food!“ Ich bin nicht dahinter gekommen warum ihn das so glücklich gemacht hat.
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