So gut die letzten beiden Tag auch vom Wetter waren, musste es doch irgendwann einen Tag geben der alles wieder ausgleicht. Heute. Ich bin bereits um 6 Uhr aufgewacht. Wenn man Abend für Abend mitten im Nichts alleine auf einer Hütte ist, kann man sich schon mal ans frühe einschlafen gewöhnen.
Draußen regnete es bereits in strömen und der Himmel war in einem dezenten grau-in-grau gekleidet das einem jegliche Hoffnung auf Besserung nahm. Daher fasste ich den Entschluss schon um 7 Uhr los zu gehen um möglichst früh an der nächsten Hütte zu sein und den Klamotten einen Hauch von einer Chance zu geben wieder trocken zu werden. Eingepackt in Regenkleidung machte ich mich also auf den Weg. Nach ca. 1 Stunde war ich auf Grund der Anstrengung durchgeschwitzt und es machte keinen Unterschied mehr ob ich Regenkleidung an hatte oder nicht. Da auch heute wieder mehrere Flussquerungen anstanden die leider von der Flusstiefe nicht so trocken verlaufen konnten, dauerte es nicht lange bis in meinen Schuhen ein subtropisch warm feuchtes Klima herrschte. Die Krönung machte der Karamea Creek bei dem ich zwangsweise knietief ins Wasser musste. Durch den Regen spielte es genau genommen keine Rolle mehr und die Flussdurchquerung war eine willkommene Abkühlung in den Schuhen.
Bereits um 12 Uhr erreichte ich die Abzweigung zum Tagesziel der Trevor Carter Hut. Nach kurzer Überlegung traf ich den Entschluss die Etappe des nächsten Tages, lediglich weitere 4 Stunden, weiter zu gehen und so die Trackdauer um einen Tag zu verkürzen. Wenn ich schon einmal nass bin kann ich es auch durchziehen. Laut Wetterbericht sollte es am nächsten Tag ebenfalls wieder Regnen. Nach insgesamt 8 Stunden laufen, ich hatte wegen des Regens nur wenig Pause gemacht, erreichte ich das „neue“ Tagesziel die Taipo Hut. Die Hütten sind was tolles. In der Regel verfügen sie auch über eine Heizmöglichkeit in Form eines Kamins, der natürlich, so ist das meistens bei Kaminen, mit Holz beheizt wird. Das sollte vorzugsweise trocken sein. An der Taipo Hut gab es in etwas 10 Raummeter Feuerholz. Davon waren exakt 0% trocken. Ich stand also nach einem beschissenen Tag komplett durchnässt in einer nicht beheizbaren Hütte. Glücklicherweise hatte ich in meinem Rucksack ein Set trockene saubere Hüttenklamotten, so das mir selbst warm war. Die Chance meine Kleidung und besonders meine Schuhe zu trocknen ging jedoch gegen Null.
Am nächsten morgen war meine Kleidung zwar noch feucht aber bei weitem nicht mehr nass. Die ersten fünf Minuten waren unangenehm, danach ging es da die Kleidung recht schnell „warm“ geworden war. Bei den Schuhen sah es leider etwas anders aus, die konnte man durchaus noch als nass bezeichnen. Die trockenen Socken halfen nur für die ersten 2 Minuten. Wenigstens das Wetter hatte sich an dem Tag wieder gebessert. Es war zwar leicht bewölkt, aber die Sonne kam häufig zum Vorschein. Die heutige Etappe war die Überquerung des Little Wanganui Saddle, ca. 1100m und der anschließende Abstieg zur Belltown Manunui Hut. Die Strecke sollte insgesamt 6,5 Stunden dauern. Bereits nach 2 Stunden hatte ich den Little Wanganui Saddle erreicht und konnte eine kurze Pause machen, die mehr oder eher weniger da nebelig gute Aussicht genießen.
Das bergab Richtung Tal verlief im Zickzack durch Regenwald für die nächsten 500 Höhenmeter um dann flacher dem Little Wanganui River zu folgen. Bereits nach 5 Stunden erreichte ich bei gutem Wetter die Belltown Manunui Hut, so dass sich für mich die Frage stellte ob ich die abschließende Etappe von 3 Stunden ebenfalls noch anhänge und so bereits zwei Tage eher den Track abschließen kann. Da das Wetter gut war und noch früh, ca. 14 Uhr erst, entschloss ich mich die Sache zu ihrem gerechten Ende zu bringen bevor ich am kommenden Tag noch mal bei Regen laufen muss. Die Aussicht noch am gleichen Abend eine heiße Dusche zu haben und ein Steak essen zu können waren vielleicht auch etwas ausschlaggebend. Nach weiteren 2,5 Stunden wandern durch flaches Terrain kam ich am Track Ende, Wangapeka Road End an. Wie der Name schon andeutet, eine Straße mitten im nichts. Nun war das Problem hier weg zu kommen. Handynetz nicht verfügbar und das einzige öffentliche Telefon am Straßenende, extra für diesen Zweck installiert, war (mal wieder, wie dem Hüttenbuch zu entnehmen) defekt. Glücklicherweise kam nach ca. 15 Minuten warten, einer der umliegenden Farmer auf dem Weg nach Karamea, der nächst größeren Stadt, vorbei und hat mich mitgenommen. Nach einer halben Stunde fahrt bin ich schmutzig und müde in das Hotel Last Resort eingefallen, habe eine lange heiße Dusche genossen und anschließend ein Steak mit einem guten Bier.